17.12.29-01 - Una Una II

Ein paar Tage nach Weihnachten tauchte das vermeintlich aufgegessene Haushuhn wieder auf. Wie sich herausstellte, hatte River (unser Dive Master) es für 120.000 IDR von der Schlachtbank freigekauft. Wir tauften es auf den Namen Henrietta. Noch etwas später kam auch Mini Bonbon, der Welpe von Bonbon, wieder zum Vorschein. Jemand hatte ihn wegen seiner auffälligen Färbung geklaut und ins Dorf verschleppt. Vergeblich, denn der einzige Hund mit so einer Färbung fällt natürlich irgendwann auf. Alle waren im Viecherwahn. Und die Viecher waren zahlreich und überall. Lediglich den Ratten, die des Nächtens durch unser Zimmer tobten, konnte sich Doris nicht ganz öffnen. Ich hielt es für besser, die 20cm große Spinne über unserem Bett nicht zu erwähnen. Würmer und Hornissen lockten sogar einen Vogel herein. Zoobesuch ohne aufzustehen: check!

Zu Silvester gabs dann die Resortziege, die somit den Sprung ins neue Jahr zumindest nicht als Ganzes schaffte. Irgendwer verlor damit eine Wette. Circa um Mitternacht, denn so genau nahm das keiner, versammelten wir uns am Jetty und ließen es mit einheimischem Feuerwerk krachen. Es fielen nur zwei Leute fast ins Wasser, und das Jetty brach nicht zusammen. Irgendwer verlor wieder eine Wette.

Wir ließen den Abend mit 20 Jungs etwas Abseits des Resorts in einem MiniMarket ausklingen. Das Silvesterhighlight waren River und Dorian, die sich wie Max und Moritz in die Küche gestohlen hatten. Mit ihrer verbliebenen Koordinationsfähigkeit mühten sie sich am Boden liegend ab, letzte Fleischreste aus den Gebeinen der Ziege zu kiffeln. Selten so gelacht. Es hätte mich wirklich nicht gewundert, sie dort am nächsten Morgen, mit dem Gerippe kuschelnd, wiederzufinden. Aber dieser Anblick blieb mir leider verwehrt.

Einige Tage vor Silvester war eine Polizeidelegation mit einem Polizeiboot gekommen. River und Dorian versteckten sich gleich für einen halben Tag im Dschungel. Aus Angst, wegen ihrer fehlenden Arbeitsvisa eingebuchtet zu werden. Jedes Jahr wird ein Resort der Togeans für 5 Tage beschlagnahmt, um als Veranstaltungsort einer polizeilichen Feierlichkeit zu dienen. Wehren kann man sich dagegen nicht, und einen guten Eindruck muss man außerdem hinterlassen. So herausgeputzt wie jetzt wurde das Sanctum seit Jahren nichtmehr. Aber muss man wirklich um 07:00 am Neujahrstag mit dem Rasentrimmer losstarten? Verdammter Arak, vermaledeites ExtraJoss. WHY LIKE THIS? WHYYYYYYYY….

Ein riesiges Polizeizelt wurde errichtet, über einen Landeplatz für den Helikopter des Polizeichefs wurde gesprochen. Geschichten vorheriger Feste wurden erzählt. Von 40 betrunkenen Polizisten mit Vollautomatischen Waffen und Jetskies.

“Sind wir wirklich schon 16 Tage hier?"
“Ja, definitiv Zeit für einen Locationwechsel."

Achso. Getaucht haben wir natürlich auch. Die Batterie von Doris Tauchcomputer war leer, aber glücklicherweise konnte eine von Bali eingeflogen werden. Wieso zum Teufel hat keine Tauchschule eine Handvoll von den Dingern rumliegen? Egal. Freudestrahlend kam Doris mit dem wieder zum Leben erweckten Gerät zu mir.

“Schau, er geht wieder!"
“Das ist toll, aber der ging ja vorher auch schon."
“Wie..?"
“… …der Grüne, das ist meiner."
“Oh…"

Mein Computer hatte jetzt eine neue Batterie, Doris bekam dafür meine alte. Wie man den Bildern vom Tauchen entnehmen kann, funktioniert das Unterwassergehäuse meiner Kamera tadellos. Mit einem halben Kilo Blei, etwas Schnur und Gummiringerl blieb sie sogar unter Wasser. Um den manuellen Zoom benutzen zu können, hätte ich allerdings intern ein Zahnrad umbauen müssen. Da aber der Autofokus eine halbwegs gute Figur machte, beließ ich es dabei. Lediglich ein Rotfilter wäre noch eine tolle Sache auf der Habenliste gewesen. Die Nachbearbeitung der Fotos ohne besagten Filter ist etwas mühselig. Nichtsdestotrotz bin ich mit dem Gesamtpaket sehr zufrieden.

Jedes Jahr vor einer Reise gehe ich zum Zahnarzt, und frage nach, ob irgendwas gemacht werden muss, um einen längeren Auslandsaufenthalt zu überstehen. Und vor jeder Reise mit Tauchintention frage ich ganz genau nach. Denn jedesmal bricht irgendwas.

Diesmal verlor ich beim dritten Tauchgang eine riesige Füllung. Bei einem Zahn, dessen Wand nurmehr einen Zehntelmillimeter dünn ist. Seither kann ich nurmehr auf der rechten Seite kauen. Sehr ärgerlich.

Aber zurück zum Tauchen. Una Una ist ein sehr entspanntes Tauchgebiet. Die meisten Divesites sind unter 10 Minuten entfernt, es gibt kaum Strömung, dafür jede Menge zu sehen und meistens auch sehr gute Sicht. Die Bilder sprechen für sich. Brenzlig wurde es einmal bei einem geplanten Deepdive in Apollo. Ein leerer Sandy Slope, mit einer Steinformation auf 28m, in dessen Deckung man auf 34m geht um eine riesige Barracuda Schule zu beobachten. Doris hatte einen schlechten Regulator, und schon im Sand Panik angekündigt. Wir schwommen gegen die Strömung mit schlechter Sicht, und erreichten die Steinformation dummerweise von der Seite bei einer Downcurrent, als ich Probleme mit dem Druckausgleich bekam. Die nötigen Korrekturen resultierten in einer noch ungünstigeren Position und extremer Überanstrengung. Mein Herz sprang mir fast aus der Brust und ich konnte zwei mal nur knapp verhindern, mir den Regulator aus dem Mund zu reißen. Ich signalisierte ‘End of Dive’ bei nichtmal Minute 10. Puh.

Abgesehen von dieser lehrreichen Erfahrung waren alle Tauchgänge großartig, und wir hatten jede Menge Spaß unter Wasser, sowie auch an Land. Am eindrücklichsten wird mir aber das Jetty mit seinen zwei Hängematten in Erinnerung bleiben. Der beste Platz auf Erden!

Das Sanctum selbst hat sicherlich schon bessere Zeiten gesehen, ist aber noch in gutem Zustand. Wie im Rest der Togeans wird man leider ständig unverhältnismäßig und ordentlich zur Kasse gebeten. Die 128 kleinen Biere a 40.000 IDR (fast 3€) zb schlugen ganz schön zu Buche. Selbst für die Frechheit von einem Divelog waren 50.000 IDR veranschlagt. Das Sanctum verfügt über einen Satelliten gestützten Internetzugang für 70.000 IDR pro 100MB. Die meisten Voucher dafür funktionieren nicht, und verfallen darüber hinaus nach 3 Tagen von selbst. Nach einer Woche ist mir der Kragen geplatzt und ich habe den Router gehackt, um uns unlimitierte Zugänge anzulegen. Mangels Strom und Zeit gingen sich aber nur zwei Blogposts aus.

Nicht jedermanns Sache ist das Vulkanwasser mit Schwefelflocken. Sieht nicht unbedingt hübsch aus, schmeckt aber passabel. Hiatz owa schnö weg do, b’vor d’Kipfn kumma!

Kitschige Finnen	Kitschige Finnen

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