Ho Chi Minh City->Jakarta->Palu->Ampana->Bomba. Drei mal Flugzeug, ein oder zwei mal Boot, ein paar Taxis und Busse, einmal schlafen. In weniger als 36 Stunden. In Asien. Ein Schelm, der sich jetzt denkt, dass das nicht ganz nach Plan laufen könnte. Und weder Doris noch ich hatten in der letzten Woche mehr als 3-5 Stunden Schlaf pro Tag. Los gehts!
Wir standen früh Morgens an der Rezeption des Cititel. Ich hatte die erste Nacht bereits bezahlt, wollte eine weitere in Bar und die zwei übrigen mit Karte bezahlen. Letztere wollte der gute Mann hinterm Tresen aber nicht abwickeln. Ich hakte zwei mal vergeblich nach. Gut, dann halt nicht.
Mit einem Taxi gings zum Flughafen. Die Vietnamesen nehmen es mit der Ausreise wahnsinnig genau. Knapp fünf Minuten pro Nase dauert das Prozedere. Fast wie in Hongkong. Unser Flugzeug war eine betagte Boeing mit nur einem Bildschirm pro 5 Sitzreihen. Es lief King Arthur. Ebenso unerwartet gut wie der Film war das Essen. Ich bekam eine Art Rindsgulasch mit Kartoffeln; Doris entschied sich für Fisch.
In Jakarta kam ich recht zügig durch die Immigration: Pass auf, Stempel rein, fertig. Kein Foto, keine Fragen, nichts. Bei Doris dauerte es um einiges länger. Irgendwas wegen dem Visum. Als wir auf unser Gepäck warteten, verglich ich die Stempel, die wir bekommen hatten. Meiner war etwas verschmiert, aber definitiv anders. Ich blätterte in Doris’ Pass und fand den Stempel von vor zwei Jahren, als die Grenzbeamten ihr ein 30 Tage Visa on Arrival trotz vorhandenem 60 Tage Visum ausstellten, und wir beim Ausreisen große Schwierigkeiten deswegen hatten. Es war der selbe Stempel. Ich ging (allen Verbotsschildern zum Trotz) zurück und machte auf den Fehler aufmerksam. Nach etwas hin und her wurde in meinem Pass rumgekritzelt und die Sache für Gut befunden. In zwei Monaten wird sich weisen, ob der Computer das auch so sieht.
Zurück am regungslosen Gepäckband stellte sich heraus, dass die Anzeigetafel wohl nicht stimmte. Unser Gepäck fand sich 2 Bänder weiter am Boden. Nachdem wir die Polsterung unserer Geldbörsen um 10 Millionen aufgebessert hatten, wechselten wir mit einem Bus vom äußerst modernen Terminal 3 zum Terminal 1, welches nurmehr als Basis für Inlandsflüge von Wingsair genutzt wird. Mit einem Lächeln und einer abfälligen Handbewegung in Richtung der Anzeigetafeln, versicherte uns eine Mitarbeiterin von Wingsair, dass unser Flug wie geplant um 16:55 und nicht um 15:55 starten würde. Die Anzeigetafeln am Gate waren ebenfalls nur Zierde. Dem Raunen nach einer Durchsage an unserem Gate lies sich entnehmen, dass unser Flug wohl größere Verspätung haben würde. Stunden später gings dann über ein anderes Gate zu unserem Flieger, der aus dem einen oder anderen Grund noch eine gute Stunde am Boden blieb. Ohne Klimaanlage. Im Halbschlaf bemerkte ich noch wie mir der Schweiß von Ohrläppchen, Nase und Kinn gleichzeitig tropfte.
Schlafentzug macht Irre. Ich hätte uns mit dem Blick ja nicht an Board gelassen Sonnenuntergang in Jakarta Am Einknicken


Gegen 23:00 torkelten wir aus dem Flughafen in Palu, dessen Ankunftsbereich aus einem Raum mit zwei Gepäckbändern bestand, direkt in die Arme der Taximafia. Zum Cartel-Fixed-Price von 85.000 IDR konnte man überall hingebracht werden. Das Hotel unserer Wahl war ungefähr 5min Fahrt entfernt. Ein kurzer Blick zum Parkplatz mit 10 Plätzen und den restlichen Außenbereich offenbarte keine Alternativen, also willigten wir ein. Das Jazz Hotel, das ich mir in Jakarta noch rausgesucht hatte, war glücklicherweise noch geöffnet. Doris war mittlerweile etwas verkühlt.
Nach einem wohlverdienten mitternächtlichen Urlaubsbier stellte sich rasch wieder Ernüchterung ein, denn mein Handy war spurlos verschwunden. Doris’ Versuch, mich anzurufen, scheiterte an mangelndem Empfang. Vier Stunden später riss uns der Wecker aus dem dringend benötigten Schlaf. Wieder am Flughafen versuchten wir, dem Taxikartell mein Anliegen näher zu bringen. Ich hatte geschlussfolgert, dass mein Handy gestern Abend am Rücksitz des Taxis aus meiner Hosentasche gerutscht sein musste. Doris hatte sich einige Phrasen zusammengeschrieben, mithilfe derer wir verständlich machen konnten, worum es geht. Widerwillig und mit asiatischem Eifer gingen sie die Liste an Taxifahrern durch, während wir vergeblich versuchten, ins Internet zu kommen. Einerseits, um uns des Google Translators zu bemächtigen, andererseits um via Skype mein Handy anzurufen, da Doris immer noch kein Netz hatte. Die Taxifahrer konnten mein Handy ebenfalls nicht anrufen, da sie keine ausländischen Nummern wählen konnten. Ich besorgte uns neue Flugtickets für den nächsten Tag, da absehbar war, den heutigen nicht mehr wahrnehmen zu können. Das ging sich nur sehr knapp aus. Weite teile des Buchungssystems liefen noch unter MS-DOS. Dazu passend kamen die neuen Tickets auf Endlospapier aus einem Nadeldrucker.
Nach guten drei Stunden beim Kartell meinte man zu uns, sie hätten alle Taxifahrer angerufen, und niemand hätte das Handy gefunden. Wir entschlossen uns zum Hotel zurück zu fahren. Mit einigem Nachdruck gab ich ihnen noch die Nummer des Hotels, um mich, sollte das Gerät wundersamerweise doch auftauchen, zu kontaktieren. Außerdem, sagte ich, würde ich am Abend wiederkommen, um die Sache selber mit den Taxifahrern weiter voranzutreiben. Irgendwie schien das unerwartet gewesen zu sein. Auf dem Weg zurück zum Hotel bekam unser Fahrer plötzlich einen Anruf. Das Handy wurde gefunden und ist auf dem Weg zum Hotel. Etwas ungläubig warteten wir mit dem Fahrer beim Hotel, und tatsächlich: nach 20min kam der Taxler von gestern, öffnete die hintere Tür, und präsentierte das Telefon, wie es da scheinbar unangetastet auf der Rückbank lag. Ich steckte ihm 200.000 IDR ‘Finderlohn’ zu, um meinem Karma gerecht zu werden, und konnte es immer noch nicht so ganz fassen.
Blick vom Jazz Hotel Blick vom Jazz Hotel Blick vom Jazz Hotel


Apropos Karma. Der Hotelangestellte des Cititel hatte sich gemeldet. Ihm war sein Fehler aufgefallen, und er bat mich, die offene Rechnung zu begleichen, da er sie sonst aus seiner eigenen Tasche bezahlen musste. Ich überwies das Geld, was mir dank wiedererlangtem Handy überhaupt erst möglich war (Mobile TANs). Doris und ich bezogen ein neues Zimmer im Jazz Hotel und schliefen bis zum Abend.
Halbwegs ausgeruht waren wir am nächsten Tag wieder am Flughafen von Palu. In der Schlange der Gepäckabgabe fiel mir auf, dass auf jeder Anzeigetafel über den Schaltern eine andere Uhrzeit zu sehen war. Jeder Bildschirm musste mit einem eigenen Rechner angesteuert werden. Wenigstens schienen sie nicht mit dem Internet verbunden zu sein. Der Flug mit einer Propellermaschine ging wie zu erwarten eine Stunde verspätet los. Da es nur eine Landebahn gab, musste unser Flugzeug zuerst die ganze Strecke runter fahren und umdrehen, bevor wir nach Ampana losstarten konnten.

Die Propellermaschine
![]() Schnitz auf der Grillplatte |
![]() Etwas weniger irre |
![]() Propeller und Logo |
![]() Random |
Der Flughafen (samt Bahn) von Ampana wurde auf einem künstlichen Berg gebaut Jetzt aber schnell zum Pier

Der Flughafen dort war so neu, ich wollte aus Angst, frische Farbe abzubekommen, kaum etwas berühren. Am Pier besorgten wir uns Speedboat Tickets für 130.000 IDR pro Nase nach Bomba und mussten zusätzlich 300.000 IDR pro Nase an Gebühren für das Betreten des Nationalparks auslegen. Kurz darauf wurde das Boot gecancelt. Motordefekt. Es würde morgen wieder wieder fahren. Vielleicht.
Wir taten uns mit den 8 anderen Touristen zusammen und versuchten, ein Boot zu chartern. 4 von uns wollten nach Una Una, was 2-3h entfernt war, wir und ein Schweizer Pärchen nach Bomba, was ca 45min entfernt war, und die übrigen zwei nach Wakai, was ca 1.5h entfernt war und so garnicht am Weg nach Una Una lag. Nach ein paar Stunden hatten wir einen Kapitän, der bereit war, das alles für 5.000.000 IDR zu machen. Er musste nurnoch irgendetwas am Motor erledigen und Sprit kaufen. Wir wollten die Gelegenheit nutzen, uns in Ampana nach einem Restaurant umzusehen. Knapp eine Stunde irrten wir in der prallen Mittagssonne umher. Restaurant fanden wir keines, dafür streiften wir rotgebrannt an einem Kreislaufkollaps vorbei.
Doris’ Gesichtsausdruck nach unserem Spaziergang Doris etwas später Hafen von Ampana Hafen von Ampana Unser Speedboat trifft ein




Gegen 16:00 waren wir alle wieder am Hafen versammelt. Der Kapitän war immer noch nicht da, und das Pärchen das nach Wakai wollte, sprang ab. Pläne sind eine Liste von Dingen, die nie passieren. Doris und ich beschlossen, der Kosten wegen, ebenfalls nach Una Una zu fahren. Das Boot traf schließlich im Sonnenuntergang ein. Wir schafften es noch, die Schweizer in Bomba abzuleeren, bevor es im Finstern weiter nach Una Una ging.
![]() Der Kapitän |
![]() Das Boot |

Der Sonnenuntergang
Mit Gepäck, den restlichen 6 Passagieren, dem Kapitän und dem Boatboy war das Speedboat immer noch gut gefüllt. Letzterer nahm vorne auf Deck mit einer Taschenlampe (die einzige Bootsbeleuchtung) Platz, und sorgte für das dringend benötigte Außenlicht. Ungefähr am halben Weg wurde das Meer rau. Erstaunlicherweise schaffte es der Kapitän 4 von 5 Wellen zu nehmen. Um den Rest würde sich später ein Orthopäde kümmern müssen. Übelkeit machte sich breit und zu allem Überfluss mussten wir auch noch einen Stopp einlegen, denn scheinbar war etwas mit dem Motor nicht in Ordnung. Doch trotz heftigem Wellengang konnte der Boatboy das Problem lösen. Zu unser aller Erleichterung und von manch einem vielleicht sogar unerwartet, erreichten wir das Sanctum Dive Resort unbeschadet, wenn auch gut durchnässt. Endlich Urlaub.
Unsere Bungalows im Morgenlicht Teil des Restaurants im Morgenlicht Hauspier im Morgenlicht


Sanctum Una Una ist dem Tauchen verschrieben. Alle Gäste tauchen 2-4x am Tag. Wir nutzten die ersten drei Tage, um uns zu erholen, und die Nasennebenhöhlen zu befreien. Am Land war es aber auch nicht langweilig. So half ich einem Varan, dessen Kopf in einer Dose stecken geblieben war. Zwei mal fielen Schlangen von der Decke des Gemeinschaftsbereichs. Die Mutter zweier Katzenbabies erlag einem Schlangenbiss. Jede Nacht kletterten Kühe über den Strand, um vor unserem Bungalow zu grasen. Eine Hundemama hatte ebenfalls Nachwuchs. Die Haushühner konnten fast 5m hoch fliegen. Große Fledermäuse beheimateten die Bäume.
Varan in der Dose Waisenkätzchen Unser liebstes Haushuhn. Es schlief am liebsten unter der Decke des Restaurants. Mittlerweile aufgegessen.


![]() Sanctum Una Una |
![]() Sanctum Una Una |
![]() Sanctum Una Una |
![]() Sanctum Una Una |

Morgenstund hat Hund am Pier









