Die Küste von Amed ist lang, durch Zufall und mit ein bisschen Glück bei der Recherche hatten wir uns in Amed Jemeluk niedergelassen. Das Sama Sama war unser neues Zuhause. 6 Bungalows in einem kleinen Garten neben der Straße, auf deren andere Seite das Restaurant und der Strand lagen. Unser Bungalow gehörte zu den günstigeren, war aber sehr gepflegt und geräumig.
Die Anlage war für 200000 IDR die schönste in dem Abschnitt, Frühstück inklusive (Eier, 2 Kaffee, Obstsalat) oder wenn man mal lieber mehr sündigt auch pancakes.
Das Restaurant war nicht das billigste, aber einmal dort gegessen will man eigentlich nirgends anders mehr hin. Eine kleine Karte mit vielen einheimischen Gerichten und viel Fisch. Der Fisch kommt täglich direkt aus dem Meer, meistens MahiMahi oder Baracuda. Wahnsinnig gut!
Für Schnitz war ein gut erreichbarer, mit Internet ausgestatteter Arbeitsplatz viel wert, denn er war wieder in seiner gewohnten Sitzposition angekommen, aber im Gegensatz zu Sulawesi konnte ich unter Tags mal am Strand entspannen und ein paar Bücher verschlingen (und zwischendurch einmal an meiner Bräune arbeiten).
In Fußweite hatten wir auch einen kleinen Supermarkt und ein Café für Water Refills. Ich habe mir angewöhnt unsere Wasserflaschen so oft wies geht wiederzubefüllen. Eine Laundry gabs auch gleich um die Ecke, alles sehr praktisch angeordnet. In unserer blöden Situation versuchte ich alle anfallenden Erledigungen zu machen um Schnitz etwas zu entlasten. Am zweiten Tag machte ich Bekanntschaft mit Wayan, einer lieben Masseuse aus dem Ort. Sie war 44 Jahre alt und ihr Sohn arbeitete im Sama Sama. Ich lernte auch ihre Schwester kennen, ihren Papa und den anderen Sohn, irgendwie arbeiten ja alle rundum. Wir hatten eine tolle Zeit mit vielen Gesprächen und ich konnte einiges über ihr tägliches Leben und die Entwicklung der Region erfahren. Natürlich ließ ich mich dann auch das ein oder andere Mal massieren. War ganz nett, aber ich musste danach immer sofort unter die Dusche weil als komplett geölter Aal in der Hitze der Sonne, des is nix.
der Papa …und die schlimmen süßen Jungs, wovon einer auch sicher auch ihr Sohn ist

Wies der Zufall so will, kamen wir auf das Thema Sarongs und wieviele sie zu Hause hat und zu welchem Anlass man welche trägt. Und was für ein Zufall, ihre Schwägerin verkauft ja auch welche, ob ich mal ein paar anschauen will? Na klar will ich und wie durch ein Wunder war wohl auch gerade Shoppingtag, denn ihre Schwester hatte ein paar zum Herzeigen dabei. Wie Teenager beäugten wir die Ware, Wayan war ganz verzückt von den neuen Modellen, und die Schwester zeigte ihre erworbene Beute bereitwillig her. Die Mädels wissen ja wie das ist, Gruppenshopping ist immer das schlimmste. Gut, ich hab jetzt auch 2, einer wär nicht genug gewesen. Ich konnte Schnitz beobachten wie er sogar mal kurz den Kopf hob um ein bissl mit den Augen zu rollen.
Seine Stimmung war allgemein eher etwas angespannt. Ich musste feststellen dass er eigentlich 24/7 mit dem Kopf in der Arbeit hing und das machte auch mir zu schaffen. “ich bin eh gleich fertig, ach nur das eine noch schnell und ich muss da nur noch kurz”… waren Sätze die ich nicht mehr gut vertragen konnte, zumal ich meistens schon kurz vor dem Hungertod auf der Terrasse wartete, und nix passierte… Ich hätte mir sehr gewünscht, dass Schnitz das Umfeld etwas genießen könnte aber das war nicht drin, leider.
Ich war die kommenden Tage eher weniger in Stimmung große Ausflüge zu machen. So ergab ich mich etwas der Faulheit und der Sonne. Was ich allerdings in mein tägliches Ritual aufnahm war schnorcheln. Ich habe nie gedacht dass 2 Meter vom Strand weg wirklich die Möglichkeit besteht unglaublich viele Fische zu beobachten. Die Korallen sind nicht spektakulär, aber sie beheimaten eine große Vielfalt an großen und kleinen Meeresbewohnern. Der Zeitvertreib im Wasser machte mir auch wieder Lust auf Tauchen.
Da ich nicht ganz so wählerisch war, besonn ich mich auf den Tipp von Rege bei einem Freund von ihm zu tauchen, Rabatt inklusive. Gesagt getan, für den nächsten Tag waren gleich mal 2 Tauchgänge gebucht. Ich wurde Tubuh zugeteilt, einem einheimischen Divemaster. Wir fackelten nicht lange und machten uns gleich auf den Weg ins kühle Naß. Da die Divesite eigentlich gleich um die Ecke vom Strand liegt kann man direkt vom Strand aus tauchen gehen, auch einmal ein feines Erlebnis. Wie auch schon auf Gili Meno haben die einheimischen Divemaster die Angewohnheit die Makrowelt cm für cm zu untersuchen, diesmal waren wir aber wirklich lucky, und fanden einen Ghost Pipefish und bei einem anderen Tauchgang Pigmy Seahorses :) Endlich fand auch Schnitz die Muße nach getaner Arbeit mal mit mir Tauchen zu gehen. Wir genossen die kurzen Fahrten zu anderen Divesights sehr, endlich mal raus, endlich mal abschalten. Der Beste Tauchgang wahr wohl das Liberty Wreck in Tulamben. 25 Minuten Rally am offenen Rücksitz eines Tauchtrucks (also auf der Ladefläche). Ich verstehe bis heute nicht warum die Fahrer immer alles geben müssen um von A nach B zu kommen, gefährliche Überholmanöver sind Standardbrot, mit fast 100 km/h mit Leuten auf der Ladefläche ist nocheinmal eine andere Geschichte. Das Wrack war schon irgendwie mystisch, ziemlich verfallen aber auch sehr bewachsen. Sicher einer der tollsten Tauchgänge.
Andere Erlebnisse die einen zwar weiterbringen, auf die man aber eigentlich verzichten kann, ein kleiner Auszug: Triggerfish… Sind ja an sich auch nur nette Fische, das ändert sich aber schnell, wenn sie einmal Eier gelegt haben. Tubuh und ich schwimmen so dahin und auf einmal, pamm, pamm pammpamm, irgendwas schlägt auf meine Flossen… ich denk mir mal kurz nix dabei und schwimm weiter, dann immer wieder, irgendwas passt bei meinen Flossen nicht (immer ein schönes Gefühl in 17m Tiefe). Schließlich drehe ich mich um und da starre ich schon ins Maul eines sehr erbosten Triggerfish. Oh mei denk ich mir, warum ich? Schnell schwimme ich zu Tubuh und dann ging das Gerangel schon los. Er verteidigte mich vor den dann zwei angreifenden, sehr erbosten Fischen, während wir versuchten aus ihrem Angriffskegel zu kommen. Nicht so einfach, denn die wilden Fische greifen ja immer und immer wieder an. Tubuh deutete mir, dass ich weiter schwimmen solle, während er wie ein Ritter die Fische beschäftigte.Wir sind beide heil davongekommen. Er, weil er tapfer gekämpft hat und ich, weil ich die meine Nerven bewahren konnte.
An einem anderen Tauchgang, ließ ich mein Mundstück austauschen, da das alte kleine Löcher hatte und ich mir nicht sicher war ob es noch einen Tauchgang aushalten würde. Mit gemischten Gefühlen stieg ich ins Wasser, da wir keinen Kabelbinder hatten um das Mundstück wirklich fest zu montieren. Einmal drehte ich mich nach Tubuh um und zack, das Mundstück löste sich von meinem Regulator. Tja, das heißt ich bin unter Wasser mit genau einem Gummischnuller im Mund und nicht mehr… meine “Luft” treibt irgendwo neben mir. Ich würde ein Vermögen zahlen um meinen verwunderten Gesichtsausdruck auf Foto zu haben. “ Whhhatt the fuck???” Gott sei dank hat ja jeder Taucher noch eine alternative Luftzufuhr an seinem Jacket, noch bevor ich die Nerven verlor stopfte ich mir einfach meinen zweiten Regulator in den Mund und weiter gings. Die Tauchlehrer schauten aber auch recht blöd wie ich ihnen unter Wasser mein Problem zu verstehen gab indem ich einfach nur das Mundstück in meiner Hand hielt…
Noch mehr Tauchgeschichten? Warum Nicht? Nach meiner Erfahrung bei den “Pyramids” mit der netten Fischbekanntschaft, wollte ich nicht unbedingt nochmal dorthin. Weil der Spot aber an sich sehr schön war entschloss Schnitz sich alleine in das wilde Gewässer zu wagen. Es hätte so schön sein können, alleine mit dem Divemaster den Spot zu erkunden… Sie waren schon fast unter Wasser, als ein Zuruf von der Küste kam “ein Mädchen möchte noch gerne mittauchen, bitte warten” … und das tat Schnitz dann auch. Mehr als 20 Minuten musst er in voller Montur im Wasser stehen bis die Trulla endlich ankam, um von Tubuh betüttelt zu werden als würden sie morgen heiraten (Tubuh wäre wohl auch mit ein bisschen Fummeln zufrieden gewesen :). Schnitz hatte schon so ein Gefühl… Nachdem seine Zehen schon doppelte Größe erreicht hatten kamen sie endlich zu ihm ins Wasser. Überaus freundlich zog das Mädchen vor, ihn weder zu grüßen noch ihn zu beachten, na servas. Ok, go. Es war nicht schwer zu bemerken, dass sie kaum eine Ahnung hatte wie tauchen eigentlich geht, sie hatte große Probleme sich auszutarieren und tatschte immer wieder Korallen an und musste sich, obwohl eigentlich keine Strömung vorhanden war, immer und überall irgendwo festhalten. Schnitz versuchte für sich das Beste aus dem Tauchgang zu machen und genoss ihn einfach auf seine Weise. Kurz nach dem Umdrehen (mit 100Bar im Tank der Spanierin) versuchte er mit Tubuh ein seahorse zu finden und sie verweilten ein wenig bei den Korallen… Das Mädchen hatte wohl schwer mit sich zu kämpfen und versuchte kopfüber dem Auftrieb zu trotzen (anstatt ihr Jacket ordentlich auszublasen). Das wirkte sich stark auf ihren Sauerstoffkonsum aus und so schaffte sie es innerhalb von 10 Minuten die ganzen 100 Bar wegzulutschen! Den restlichen Weg musste sie sich mit Tubuh die Luft teilen (wie wir wissen gibt es ja zwei Regulator), der eine harte Zeit hatte für 2 gegen die Strömung zu schwimmen, denn kicken kam ihr nicht in den Sinn… Gott sei dank sind wir beide mittlerweile schon so weit, dass uns solche Zwischenfälle nicht mehr viel ausmachen. Wir sind aber weiter gespannt, ob wir noch eine Tauchschule finden, wo wirklich alle Rahmenbedingungen passen und die Lehrer auch top ausgebildet sind. Ich kann mich über Tubuh jetzt nicht wirklich beschweren, weil er schon ein gutes Auge für seine Schützlinge und auch für die Makrowelt hat, andererseits ist er eher einer derjenigen die gerne die Fische anpoken und irgendwo herumstirrln, eigentlich ein no go!! Ich bin aber nach wie vor froh, dass ich 6 Tauchgänge geschafft habe und Schnitz zumindest den Kopf für 3 Tauchgänge freimachen konnte, so bleiben wir wenigstens in Übung.
Allgemein war es schon ganz nett dort wo wir waren, wir hatten einen Hausgecko, der unter einem Bild wohnte und jeden Tag in der Nacht jagen ging (oder feiern, was weiß man schon was die so tun) und in der Früh brav zurückkehrte um den ganzen Tag hinterm Bild zu chillen.
Von unserem Resti sind wir wegen dem tollen Essen selten abgewichen (natürlich haben wir es versucht aber es hat sich nicht ausgezahlt), in der Früh wurden wir stets gefragt “wanna kliin de rroooom noww?”, sehr bestimmt und mit einem sehr rrrrollenden rrrrr. Zuerst dachten wir schon wir werden gleich geschimpft und sollen jezt gefälligst aufräumen gehen, aber das war natürlich nicht der Fall. Dann war es auch schon an der Zeit weiterzuziehen, wohin nur? Das Visum für Indonesien war aus, Malaysien ob der Brände noch zu unsicher… Kambodscha? Tempelwahn und schöne Gegend? Ja wieso nicht?
Ein Flugticket buchen mit dem wir die Nacht am Flughafen in Kualalumpur verbringen müssen? Sicher doch. Ist doch eine unserer leichtesten Übungen… und tschüssss…