15.10.26-11 - Sulawesi Tana Toraja

In Mitten von brutalen Zeremonien machte sich dann nach ein paar Tagen ein leichter Einbruch bemerkbar. Schnitz musste Tag ein Tag aus arbeiten… Ich sah ihn eigentlich nur am Tisch sitzen und über seine seltsamen Zeilen sinieren (kein Mensch kann verstehen was das sein soll ;-) ).

die gewohnte Schnitziposition

die gewohnte Schnitziposition

die gewohnte Schnitziposition

die gewohnte Schnitziposition

Von einer gewissen Lethargie angesteckt, zog ich mich auch mal einige Zeit zurück ohne große neue Touren zu planen. Manchmal hörte ich das Kotsch Zitat in meinem Kopf “woanders is a net anders”. Aber ich hoffte, mich irgendwie mit Schnitz’ Arbeit und dem Stillstand zurechtzufinden. Da mich auch eine Erkältung plagte, konnte ich ein bisschen zur Ruhe kommen und endlich wieder lesen… Da wir am 3. Tag in eine neue, viel nettere Unterkunft umzogen ließ sich das ganz gut aushalten. Meine Sprachkenntnisse entwickelten sich schön langsam. So waren wir bald die einzigen Gäste die zu dem normalen Frühstück auch zwei gebratene Eier bekamen (dua telur per orang silakahn) und nachmittags holte ich dann immer wieder dua manga (2 Mangos). Verpflegung check.

Die Terasse des Guesthouse bot eine wunderschöne Kulisse, und da sich hier und da doch die Regenzeit bemerkbar machte, konnte ich einige spektakuläre Wolkenformationen aufnehmen.

Da ich dann doch auch mal raus wollte, drängte ich mich sehr charmant einem französich/schwedischen Pärchen auf (ihren Namen hab ich leider nie verstanden, wirklich nicht…) um gemeinsam den Wochenmarkt, ein paar Kilometer ausserhalb der Stadt, zu besuchen. Dort angekommen bot sich ein gewohntes Bild, 1000 Stände, Gemüse, Obst, Leckerein. Dabei auch eine sehr gute Nachspeise, die zwar eher Hundstrümmerln ähnelt als einer wohlschmeckenden Kalorienbombe, aber wer nicht probiert, verliert. Habs natürlich probiert und auch gekauft, eh klar.

Die Besonderheit an diesem Markt ist die unglaubliche Vielfalt an Büffeln (where can we find the büffaló :)) und Schweinen, die zum Verkauf angeboten werden. Wofür? Für die Zeremonien natürlich, what else. Die teuersten, gefleckten Exemplare haben oft einen Wert von 200.000.000 Rupiah, gute 13700 Euro!! Unglaublich, wenn man bedenkt, dass sie direkt nach dem Kauf bei einer der Zeremonien geopfert werden.

Dieser Büffel ist einer der superteuren!

Dieser Büffel ist einer der superteuren!

Die anderen Büffel warten entweder im Freien oder in Ställen bis sie gekauft und zur nächsten Zeremonie abtransportiert werden.

Eine weitere Kuriosität sind bunt gefärbte Küken; ich konnte leider nicht rausfinden welchem Zweck das dienen sollte. In der Gegend rund um Toraja wird unglaublich guter Kaffee produziert. Bei jedem Markt kann man frisch gemahlenen, herrlich duftenden Kaffee und jede Menge getrockneten Fisch kaufen.

Das besagte Pärchen bereitete uns noch einige lustige Abende mit Reiswein und Bier; eine der wenigen Gelegenheiten für den lieben aber arbeitsgeplagten Mann sich mal von ser Konsole zu lösen. Da ich ja grundlegend schon mal entspannter war und mehr wollte, ließ ich mich zusammen mit dem Schweden am nächsten Tag in einer sehr “schönen” Massagebude durchkneten. Wir konnten bequem von unserer Unterkunft hinlaufen, indem wir in kleinere und noch kleinere Gassen abbogen, bis wir in Mitten von Hühnern, bellenden Hunden und Katzen vor einem kleinen dunklen Raum standen, hm. Wir wurden aber sogleich sehr herzlich empfangen und durften auf der Menükarte unser Wohlergehen bestellen. 8 Euro pro Stunde war der Deal, wir willigten ein und wurden auf Liegen gebeten. Die Masseure waren überrascht von unserer Bitte die Trennvorhänge zu schließen, wir waren ja kein Pärchen. Tolle Massage, wenn auch statt Walgesängen die Hühner nebenan krähen und der leichte Duft von Schweinemist in der Nase lag.

Die Tage gingen ins Land, Schnitz ging ausser zum Abendessen nirgends hin. Die Küche Torajas beinhaltet einige sehr spannende Gerichte, wie zB Fisch in einer Sauße aus pangi (paaaannni, hab ein paar mal üben müssen, bevor mich die erste Marktfrau verstanden hat), bzw pamarassan powder, das die Soße schwarz und sehr würzig werden läßt. Ja natürlich hab ich ein wenig davon eingekauft, ihr sollt doch auch was davon haben!

Nach ein paar Tagen wurde leider klar, dass unser nächstes Ziel, die Insel Unauna, in immer weitere Ferne rückte und wie wir dann schmerzlich feststellen mussten, unerreichbar blieb. Auf Sulawesi sind die Wege lang und beschwerlich. Das erreichen der Insel (einer der Togean Islands) hätte uns sicher 3-4 Tage gekostet, ohne Internet, ohne Erreichbarkeit. In diesem Coleur wäre es dann auch weitergegangen, das heißt wir wären mal gut 2 Wochen nicht erreichbar gewesen (wie schön!!). Aber das ließ sich nicht mit der Firma vereinbaren… Also was tun? Die einzige Möglichkeit war Rückzug, am Besten nach Bali, da durch den regen Tourismus dort fähige Internetverbindungen gesichert waren. So kurz vor dem Ziel, der Reise einen guten Drive zu geben und weniger touristische Regionen anzusteuern. Naja, knapp daneben is auch vorbei. Aber ich wollte wieder ans Meer und Tauchen. Und wir wußten, dass wir den Weg in einem wilden 24h Ritt schaffen konnten.

…passend zu unseren Stimmung

…passend zu unseren Stimmung

Als OrganisaDoris machte ich mich also auf den Weg um einen Flug und ein Busticket zu buchen und nochmals alleine zum Markt zu fahren, um Pangi und Pamarassan Puver zu kaufen. Wir konnten den Flug nicht von unserem Laptop buchen da die Homepage irgendein Problem mit unseren Kreditkarten hatte. Ich brauchte eine Stunde und das gesamte Büro des Tourioffice bis es endlich klappte den gewünschten Flug zu bekommen. Gar nicht so einfach 2 Tage vorm Abflug, aber ein paar Stromausfälle und verzweifelte Angestellte später war alles im Sack - fast. Das 8h Übernacht-Busticket gabs nur direkt beim Unternehmen. Nach einer hitzigen Diskussion der Angestellten welches Unternehmen nun das bequemste sei, entschied ich mich für irgendein delüxblabla Superticket um 12 Euro. Dann noch schnell ein Bemo (Minibus) aufgehalten, ab zum Markt, in meinem schönsten Indonesich gehandelt, Nachspeise, Mangos und Pulverchen gekauft und ab nach Hause. Schnitz (in seiner gewohnten Pose, vorm Laptop, irgendwas in Lichtgeschwindigkeit tippend) freute sich über den guten Ausgang und die günstigen Tickets.

Den letzten Tag in Toraja verbummelte ich in der Stadt. Einige kleine Erledigungen vor der Abreise waren noch zu machen, außerdem wollte ich die charmante Stadt noch auf Fotos einfangen.

Irgenwie sehr schade so unvollendeter Dinge den Rückzug anzugehen, aber auch ein Rückschritt bedeutet zumindest Bewegung und die konnten wir gut brauchen. Zur Feier des (letzten) Tages hatte ich mir auch noch ein Hähnchen vorbestellt, das direkt in Bambusstämmen mit Gewürzen und kleinen Bananen gegrillt wird, auch ein typisches Gericht der Region.

Als ich die Portion sah, war ich ein bisschen am Verzweifeln, ich glaub sie haben da einen ganzen Vogel reingestopft. Einmal probiert, konnte ich aber dann auch irgendwie nicht mehr aufhören, da der Geschmack phänomenal war! 15 min und um einen Truthahn schwerer gings dann auch schon zum Nachthöllenbus Richtung Makassar, unserem Flughafen. Der Bus selbst war wunderschön, sehr komfortabel, mit zurückklappbaren Stühlen, Decken, Klimaanlage (brr..), usw.

Der Fahrstil ist eine eher unbequeme Angelegenheit. Am besten man versucht tief zu schlafen, dann bekommt man die wilden Manöver in freier Wildbahn nicht mit. Sehr oft konnte ich den entgegenkommenden Lastwagen schon quasi spüren. Tief schlafen, ruhig atmen, alles ok.

Etwas früher als erwartet, da wir gleich diret beim Flughafen aussteigen konnten, kamen wir an. Früher, das heißt um halb 6 morgens, der Weiterflug in weiter Ferne um 16:00. Ach wie praktisch W-lan beim Starbucks doch ist, da kann man ja gleich ab 6 zu arbeiten beginnen, gesagt getan, Laptop on, Frau off. Aber ich konnte mir auch so gut die Zeit vertreiben und als echter Steierer ließ sich auch Schnitz zu der einen oder anderen Partie Schnapsen hinreißen. Mit ein bisschen Verspätung und einem plattgesessenen Hintern gings dann endlich auf nach Bali- Amed wir kommen.

Der Flug war kurz und unspektakulär, merken sollten wir uns nur, dass Schnitz keinen Platz hat in Lion Air Flugzeugen, wo es möglich war stieß er an. Da haben es die windschnittigen Indonesier einfacher. Lustig fand ichs, dass sich mein Sitznachbar während dem Flug eine ganze Sturmhaube überzog, Käppi drauf und Sonnenbrille. Vielleicht wollte er seine zarte Haut nicht der Aircon aussetzen, was weiß man. Wir freuten uns bei der Ankunft dass wir schon einen Fahrer von unserer Unterkunft vorgebucht hatten. Es war schon 19 Uhr und wir wußten, dass die Autofart nach Amed sicher noch 2-3 Stunden dauern würde. Wie das immer so ist, nix is fix, und so wartete auch niemand auf uns. Es ist nicht die Quantität an Taxlern, Privatchauffeuren und schwindligen Unternehmen das Problem, sondern der Preis. Wir versuchten uns an einem Stand der irgendwie ok aussah. Die Preise entlockten mir einen leicht hysterisch-ungläubigen Lacher. Gnädigerweise geben die netten Herren ja gleich 6% Rabatt auf den Fantasiepreis, der normalo Dummbrot Südbali Partyfritze würde sich sicher freuen… aber nicht mit mir, nicht um diese Uhrzeit und nicht nach der anstrengenden Nacht. Das kam wohl auch so rüber, wir mussten nur 3 mal weggehen, dann bekamen wir einen Preis mit dem wir halbwegs leben konnten. Fairerweise muss man zugeben, dass die Strecke nicht ohne ist. Es war schon spät und der Fahrer musste ja auch wieder retour. Nach weiteren 3 Stunden, zwei mal im Kreis fahren und längerem Suchen der Unterkunft, kamen wir um halb elf endlich an. Schön für uns, aber dort war alles zu. Der junge Fahrer und seine Freundin (die wir noch irgendwo aufgelesen haben am Weg) waren gleich bereit die Nummer des Resorts anzurufen und nach 5-15 Versuchen hob endlich jemand ab und ließ uns ein. Na bitte. Geschafft. Unseren Erfolg krönten wir mit viel zu vielen Bintangs in einer Reggea Bar um die Ecke, in der sich wohl auch alle Touris des Gegend aufhielten. Der Besitzer Rege (no na), ein netter Dreadkopf, unterhielt uns noch ein Weilchen, dann torkelten wir glücklich in unser wohlverdientes Bett. Gute Nacht!

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