15.10.19-25 - Lombok Gili Meno - Sulawesi Tana Toraja

Montag Vormittag waren wir wieder tauchen. Diesmal am Sunset Reef mit Esteban als Tauchlehrer und ohne The Fox und Anita, dafür mit Marlene, einem blonden Mädel welches extra wegen Esteban vorbeigekommen war. Wir mussten eine Weile vom Boot wegschwimmen, was nicht so schlimm gewesen wäre, hätte ich mich nicht in der Gruppe geirrt. An der Oberfläche schwimmt man nämlich am Rücken liegend und kann nicht nach ‘vorne’ schauen. Entspannt paddelte ich mit den Leuten die ich hinter mir sehen konnte dahin, bis ich mich umdrehte und feststellte, dass meine Gruppe schon viel weiter weg war. Um die anderen nicht noch länger warten zu lassen, kickte ich die letzten 50 Meter viel zu hart. Endlich in der richtigen Gruppe, gings sofort runter, und die Sauerstoffschuld vom Kicken forderte ihren Tribut in tiefen Atemzügen. Zusätzlich hatte ich erstmals nur 5 statt 6 kg am Gürtel und hatte Schwierigkeiten runterzukommen, was nicht weiter auffiel, da Marlene vor Aufregung auch kaum runter kam. Das blöde an den Druckluftflaschen ist, dass man nur eine gewisse Menge an Sauerstoff bekommt. Es dauerte gute 20 min bis ich genug aus dem Tank gelutscht bekam, und in der ganzen Zeit hatte ich starke Schwierigkeiten unten zu bleiben. Gemeinsam mit Marlene, die einfach nur überfordert war. Esteban ist der zappeligste Lehrer der Truppe, aber unter Wasser sehr angenehm… was wohl dem Umstand geschuldet ist, dass er dort weder reden noch zappeln kann :) Dafür ist er umso umsichtiger, was er auch gleich unter Beweis stellen konnte, als Marlene ohne es zu bemerken ihren Weightbelt verlor und an die Oberfläche schoss, sodass Esteban eingreifen musste. Lustigerweise wurde der Gürtel später von Juna, dem Lehrer der anderen Gruppe, wiedergefunden.

Nach dem Tauchgang checkten wir uns um 350.000IDR pro Nase eine Passage von Meno nach Trawangan, von dort nach Padang Pai und weiter nach Sanur. Bevor ich mich auf den Weg in die Arbeit machte, trank ich mit Doris noch einen Fruchtsaft zu Mittag, was mir später noch zum Verhängnis werden sollte. Ich quälte mich durch die stechende Mittagshitze auf die andere Seite der Insel und verfluchte sogleich das Internetcafe - schon wieder keine Vouchers. Was zur Hölle machen die mit den Dingern? Die hatten gerade mal 3 Tage offen und keine Menschenseele hatte sich in der Zeit dorthin verirrt. Kochend (vor Hitze) begab ich mich also wieder ins Warung gegenüber. Der BigBoss aus Amerika war im Grazer Office, und so wartete ich auf den Call zum Meeting… doch im Office hatte man beschlossen mich nicht einzubinden und mir das auch nicht zu sagen. Klass. Dafür fand das reguläre Teammeeting im Anschluss statt. Ich konnte irgendwie das meiste verstehen, aber an Antworten war nicht zu denken. Nicht wegen den lauten Pferdekutschen und den kreischenden Hähnen um mich herum, sondern weil Upload und Download vom selben Bandbreitenlimit (von 14-25kb/s) zehrten und dann garnichts mehr ging. Ich tippte also lediglich ein paar ‘OK’s und ‘besprechen wir ein andernmal’ in die Konsole und versprach Besserung nach dem nächsten Ortswechsel. Da an Arbeiten ohnehin nicht zu denken war, gab ich es auf.

Ibro, tagsüber bei unserer Rezeption, abends mit Gitarre und unglaublicher Stimme in der Ryan Bar anzutreffen, wurde zu einem Fotoobjekt für Doris’ Reisedokumentation, denn sie konnte ihn überreden für sie Portait zu sitzen und sich auch bei einem Song filmen zu lassen. Ich kam nach mehr oder weniger getaner Arbeit dazu und wir verbrachten noch einige schöne Stunden am Strand.

Abends packte Doris dann ihr Wonderwoman Cape aus und eilte Marlene zur Hilfe, die in der Zwischenzeit unsere Hut-Nachbarin geworden war. Die kam nämlich verschreckt zu uns rüber nachdem sich eine Kakerlake in ihr Schlafgemach verirrt hatte. Gerade im Begriff mich langsam aufzurichten und zum Besen zu greifen, sprang Doris plötzlich voller Enthusiasmus auf, schwang sich auf eben diesen und schwirrte hinüber um Marlene mit einem gekonnten Cricketschwung aus ihrer Notlage zu befreien. Verdutzt sackte ich wieder in meinen Bambusstuhl.

Am nächsten Morgen fühlte ich mich nicht wohl. Bauchkrämpfe machten mir zu schaffen. In der Tauchschule hüpfte ich bei der Besprechung unseres Tauchgangs hin und her und stahl mich schließlich von der schnellen Katharina getrieben davon. Ich überlegte lange hin und her, schlussendlich kniff ich aber die Arschbacken zusammen und fuhr mit. Eine glückliche Entscheidung.

Schon beim Abtauchen konnte ich drei große Schildkröten um mich herum ausmachen. Diesmal war ich trotz 5kg sofort unten. Doris kam etwas verzögert und die 2 deutschen Noobs mit denen wir in einer Gruppe waren brauchten etwas länger. Wir drifteten eine zeit lang dem Hang entlang bis wir auf eine riesige (spätere Erzählungen behaupten mindestens 2 Meter) Schildkröte trafen. Just in dem Moment schlug die Strömung um und kam uns nun entgegen…. Mir und dem Tauchlehrer gelang es unter der Strömung noch etwas aufzuschließen und das Monstrum (ein sehr altes Männchen) aus der Nähe zu betrachten, bevor wir wenden und den Weg in die andere Richtung fortsetzen mussten. Ein paar mal versuchte Esteban noch ein paar Nudibranches zu sichten, bevor er auch das sein ließ.. die Deutschen konnten nicht gegen die Strömung die Position halten, obwohl Doris und ich bereits hinter ihnen auf selber Höhe abseits des Hanges Position bezogen hatten um weitere Zusammenstöße zu vermeiden. Ich war es zwar die letzten Tage schon gewohnt ständig einen Schlag ins Gesicht zu bekommen, aber irgendwann ist auch genug. Dem Deutschen ging schließlich die Luft aus und er musste rauf. über 180Bar in 30min… eine ganz schöne Leistung. Ich bekam wiedermal die Wurst in die Hand und driftete mit den beiden Mädels durchs Wasser als eine kleinere Schildkröte herauftauchte und langsam von unten auf uns zukam… mit neugierigen Blicken und langsamen Schlägen. Alle 3 hielten wir fast den Atem an, konnten den Moment kaum fassen. Nur einen Augenblick bevor wir sie berühren konnten stach Esteban nach vollbrachter Mission kopfüber zu uns herab und die Schildkröte schwamm verschreckt davon… So oder so konnten wir im gesamten Tauchgang gut 20 oder 30 von ihnen in allen Größen sehen. Dummerweise konnte ich dann nichtmehr weiter runter und musste auf 10m bleiben…. mein linkes Ohr hatte zugemacht. Nach einigen versuchen gab ich auf und verständigte mich mit Esteban, mein Level zu halten und über ihnen mitzuschwimmen, was dank bereits ausgefahrener Wurst recht einfach ging.

Esteban hatte uns unter Wasser auf eine Seeschlange aufmerksam gemacht, die wir allerdings nicht sehen konnten. Wieder an Land stellte sich heraus, dass die andere Tauchgruppe mit Juna und Sylvain bei deren 30m Tauchgang eine aufregende Begegnung mit 2 Schlangen hatte. Das Video das sie gemacht hatten war recht unterhaltsam… die Schlangen hatten sie umkreist und in 2 Gruppen getrennt… Juna, der nichtsahnend seiner Lieblingsbeschäftigung nachging, dem Nudibranches suchen, wurde erst auf die Schlangen aufmerksam, als eine von ihnen direkt vor seinem Kopf stehenblieb… Sein Schreck beim Hochblicken war sehr eindrucksvoll auf dem Video zu sehen :)

Nach einer schnellen Suppe gings auf zum Hut. Der Plan war zu packen, was mir wegen der Bauchkrämpfe keine große Freude bereitete. Eigentlich wollte ich meinen Rucksack umorganisieren, wegen den Schmerzen beließ ich es aber dabei, meinen Pullover unten aus dem Hauptfach herauszuholen um ihn weiter oben im Rucksack zu verstauen. Beim herausziehen sah ich am Ärmel eine große Spinne und warf den Pulli vor Schreck neben das Bett. Doris war darüber nicht allzu amüsiert, also nahm ich den Pulli nach draußen und untersuchte ihn genau, konnte aber nichts finden. Ich holte den Rucksack und untersuchte den, aber auch der war innen komplett leer. Da meldete sich Doris und machte mich auf die 10 Babyscorpione aufmerksam die am Boden verstreut lagen. Gut, dachte ich mir. Vielleicht wars keine Spinne sondern einfach nur eine Handvoll kleiner Skorpione auf einem Haufen.Ich kehrte sie also alle raus und holte den Rucksack wieder rein um fertig zu packen. Da er leer schlecht steht, lehnte ich ihn gegen meine Beine und ZING - ein unglaublicher Schmerz durchfuhr mein rechtes Bein. Ich schaute, konnte aber nichts sehen…Eine sehr unangenehme Situation wenn man den Grund des Schmerzes nicht ausmachen kann…ich dachte immer noch an eine Spinne, konnte aber für eine Minute oder zwei nicht klar denken und verlor auch dezent die Kontenance, was alles in allem Doris’ Gemütslage merklich verschlechterte. Nachdem ich die Fassung wiedererlangte bat ich Doris einen kurzen Blick unter meinen Rucksack zu werfen… und tatsächlich kam ein Skorpion zum Vorschein. Der hatte wohl meinen Rucksack als vermeintlich sicheres Plätzchen für seinen Nachwuchs auserkoren. Durch die selbe Größe und Farbe wie die lokalen Spinnen habe ich ihn wohl für eine eben solche gehalten. Beim Wegwerfen des Pullovers flüchtete er wohl ungesehen unterm Bett Richtung Rucksack zurück und der Rest ist Geschichte. Jedenfalls war er braun und nicht schwarz. Immerhin. Wir beratschlagten uns auch noch mit Ibro, aber auch er meinte dass der Skorpion wohl eher ungiftig wäre, sagte uns aber sicherheitshalber wo sich das Krankenhaus befand :) Im Laufe der nächsten Stunde senkte sich der Schmerzpegel auf Niveau eines Bienenstichs. Immer noch stehend beschloss ich doch noch zur Tauchschule zurückzugehen und beim Abschiedsessen mit allen teilzunehmen. Dort konnte es Sylvain nicht unterlassen, einen seiner Kalauer mit einem Schenkelklopfer zu untermalen… genau auf die Stelle des Stichs… Miau. Trotz allem und obwohl ich an dem Abend auf den Genuss eines verdienten Bieres verzichtete, hatte wir alle gemeinsam (gute 20 Leute) noch sehr viel Spaß. Anita und Sylvain blieben mit uns noch ein wenig länger als die Anderen und wir ließen die Tauchgänge Revue passieren… Ein Heidenspaß… denn Sylvain macht nebenbei Improtheather und wir hatten allerhand zu lachen bei seinen Nachahmungen der Tauchlehrer und ihrer überstilisierten Verhaltensweisen.

Am Mittwoch verabschiedeten wir uns nach dem Frühstück von den Mädels des Blue Coral Warungs, die uns die letzten 2 Wochen gut versorgt hatten. Nach vielen Umarmungen und Fotos bekam Doris sogar ein paar Glücksbringer mit auf den Weg. Mit dem Boot gings dann weiter nach Gili Trawangan, von wo wir ein Speedboot nach Padang Pai besteigen sollten. Beim Aussteigen aus dem ersten Boot wurde mir fast der Rucksack mit der Canon Kamera und anderem Equipment davongeschwemmt, weil die Wellen doch höher kamen als ich mir das dachte. Gottseidank ist nichts schlimmes passiert… war ja auch alles gut eingepackt. Nach einer kurzen Reinigung- und Trocknungspause gings ein paar Meter weiter zum Pier wo die großen Boote anlegen. Trawangan ist einfach nur eine Touristenhölle. Eine Armee Vollpfeiffen drängelt sich da durch die Gegend… da ist PhiPhi ja noch eine unbewohnte Insel dagegen. Wir waren heilfroh als unser Speedboot endlich eintraf. Am Boot konnten wir uns 3/4tel von Pacific Rim anschauen bevor es mit einem Transferwagen nach Sanur weiterging. Ich muss sagen, manchmal schon froh zu sein, kompliziertere Routen wie in Thailand in einem durchzubuchen. Insbesondere in Gegenden wie diesen…

In Sanur wurden wir irgendwo an der Hauptstraße vor einem Warung rausgeworfen. Wir nutzten die Gelegenheit für ein schnelles Satay und 2 Cola um uns zu sammeln. Ein Einwohner verriet mir, wo wir schnell und billig zu einer Unterkunft kommen könnten, und innerhalb einer Stunde waren wir eingecheckt, geduscht und hatten ein Taxi für den nächsten Tag um 7:00 gebucht. Der Strand von Sanur ist eine ziemliche Kommerzmeile… der Gaudi wegen schlenderten wir ein wenig auf und ab, machten ein paar notwendige Besorgungen und ich tauschte meine totgelatschten FlipFlops gegen ein neues Paar. Im ‘Kami Sama’ machten wir Rast um uns mit verhältnismäßig günstigen Bintangs zu versorgen, bevor wir uns um 2€ ein ordentliches Abendessen in einem kleinen Warung gönnten.

Donnerstag am Flughafen ging erstmal nichts, denn die Server waren down. Beim Securitycheck musste ich meinen Leatherman abgeben, den ich dummerweise in meiner Tasche übersehen hatte. Gottseidank geht man mit sowas in Asien einigermaßen stressfrei um… in London hätte man mir mindestens eine Hand gebrochen, einen Einlauf verpasst und einen Monat Halbpension in Guantanamo spendiert. Hier musste ich lediglich wieder raus gehen, ein paar Augenverdreher von Doris aushalten, eine Handvoll Dokumente ausfüllen und das Ding in einem ‘Lost and Found’ Sackerl abgeben. Nach ein wenig Verspätung und einer Handvoll Toilettenbesuchen waren wir endlich in der Luft. Ich studierte ein paar Lokalzeitungen die sehr offen mit Berichten über Korruption, Wirtschaftskrisen und schwacher Politik umgehen, bevor ich mir das Ende von Pacific Rim ansehen konnte. Der Flughafen in Makassar ist nicht viel mehr als der in Medan…

Dankenswerterweise bekam ich tatsächlich mein Messerchen zurück und war trotz Schlafmangel, Bauchkrämpfen und Beinschmerzen sehr guter Dinge.. manchmal sind es die kleinen Freuden an Orten wo man sie am wenigsten erwartet. Ich erinnere mich zb daran was für ein Tanz es war, das Zelt welches mir vor 10 Jahren in Wien beim Besteigen des Flugzeugs Richtung Delhi abgenommen wurde, dort wieder zurückzubekommen. Wozu man Zeltstangen zum übernehmen eines Flugzeugs verwenden sollte, wenn man scharfe (!) Messer aus Metall zum Essen zur Verfügung hat, ist mir bis heute ein Rätsel. Wie auch immer.

Ich wollte mich am (einzigen) ‘Hotel Reservation’ Counter am Gelände (Ein Raum mit 3 Gepäcksbändern, der besagte Counter und eine Tür) erkundigen, wo man sich um eine billige Unterkunft umschauen sollte… und schon wurde uns Oscar vorgestellt, der uns bereitwillig eine komplette Tour durch Sulawesi durchplanen wollte. Wie das halt immer so ist.

Wir hörten uns das alles an… und tatsächlich hatte er ein gutes Angebot. Denn morgen soll es eine Beerdigung geben, was um diese Jahreszeit eine Seltenheit ist. Der Haken: wir müssten in ein paar Stunden mit dem Nachtbus weiterfahren, und in Rantepao angekommen direkt mit einem Guide weiterfahren, statt wie geplant ein paar Tage in Makassar zu bleiben. Sprich: alles jetzt am Flughafen buchen. Ansich nicht unser Ding, ließen wir uns nach reiflicher Überlegung aber doch auf den Deal ein. Wir besorgten uns ein Taxi in die Stadt, was garnicht so einfach war wie man hätte glauben wollen, und fuhren zum Hafen. Dieser war eine leidiglich hergerichtete elendslange, mit Statuen gesäumte Steinpromenade ohne jegliches Flair. Die ganze Stadt machte einen äußerst unwirtlichen Eindruck. Vermutlich war es zu unserem Besten, hier nicht mehr als einen Nachmittag zu verbringen. Dennoch hatten wir unseren Spaß. Ich wurde von guten 10 Handys auf Foto gebannt… was die Einheimischen an mir fanden kann ich nicht so genau sagen… vermutlich der Bart oder mein äußerst stattliches auftreten. Doris jedenfalls bekam ein Kompliment für ihre große Nase :) Auch später in Rantepao wurde ich immer wieder aufgehalten um schnell für ein Foto herzuhalten. Einer Gruppe Studentinnen standen wir kurz vor Sonnenuntergang noch Rede und Antwort bei einer Umfrage für Ausländer.

Anschließend landeten wir auf Abwegen in einem abgelegenen Fischrestaurant, sehr zur Freude von Doris, die sich gleich zwei Hauptgerichte einverleibte.

Der Busbahnhof war ein wenig schäbig, die ‘Executive’ Busse dafür aber sehr ordentlich. So fette Stühle habe ich noch nie gesehen. Genutzt haben sie mir trotzdem kaum… der Konstrukteur hatte die schlaue Idee links und rechts Polsterungen anzubringen, um einen sicheren Halt zu gewährleisten. Für kleine Menschen mag das tatsächlich funktionieren, bei mir führte es lediglich dazu, dass ich eine handbreit Luft zwischen Lehne und Rücken hatte. Das Umlegen der Liegestühle führte auch gleich zu Protesten der Frauen hinter mir, und so blieb mir nichts anderes übrig als die Nacht eingerollt auf der Seite zu verbringen. Verglichen mit indischen ‘Super Deluxe’ Bussen (die höchste Klasse), fühlte ich mich aber trotzdem wie ein Staatsoberhaupt. Vorsorglich hatte ich eine Weste und einen Schal mit an Board gebracht, denn ich ahnte schon was kommen würde. Und tatsächlich erreichte der Bus so gegen 3:00 seine angestrebte Innentemperatur von 8° C. Etwa Steif stiegen wir gegen 6:00 in Rantepao aus dem Nachtkühlschrank aus, mitten auf der Hauptstraße.

Etwas verdutzt… wir hatten mit einem Busbahnhof gerechnet. Sofort wurden wir von den üblichen Verdächtigen umzingelt und wild von allen Seiten bequatscht. Das übliche Spiel. Der Typ der uns abholen und zum Hotel bringen sollte, dessen Namen wir verschwitzt hatten aufzuschreiben, war dummerweise nicht unter ihnen. Irgendwann ließ ich den Namen Oscar fallen, und schlagartig kehrte Ruhe in die Meute. Scheinbar mischt man sich hier nicht in die Geschäfte von Oscar ein. Wenigstens war mal kurz Ruhe, und da wir nicht wussten was wir sonst tun sollten, setzten wir uns an die Straßenecke und tranken einen Kaffee zum auftauen. Paulus, der Mann auf den wir warteten tauchte irgendwann auf und brachte uns zum Hotel, nicht weit weg von der Hauptstraße, aber im dichten asiatischen Morgenverkehr doch fast 10min entfernt.

Nach einer schnellen Dusche und ohne Frühstück wurden wir auch schon von Paulus, unserem Guide abgeholt. Der Hauptteil der Beerdigung sei erst morgen, aber heute ist eine Hauseinweihungszeremonie… und sowas findet nur alle Jahre mal statt… und so ging die Fahrt mit einem halbwachen Auge und einem nüchternen Magen über steinige Straßen los ins Nachbardorf. Irgendwann mussten wir aussteigen und einen Pfad zwischen den Reisterrassen einschlagen, damit wir später weiterfahren konnten, ansonsten würden wir hoffnungslos eingeparkt. Ich musste lachen, als Doris (für die Beerdigung) in einem langen Rock und mit Flipflops unter Gestrüpp über einen schlammigen Bach klettern musste, und dabei von einer sehr großen Ameise in den Zehen gebissen wurde.

Das Lachen verging mir aber sogleich als ich fast über einen Haufen Gedärme stolperte und auf einer Niere ausrutschte. Hier und da waren Leute damit beschäftigt, Schweine auszunehmen und ein Hund nutzte die Gunst der Stunde um sich an irgendwelchen Fleischresten sattzufressen. Nagut… so ist das eben dachten wir, die Schweineopfer werden wohl hier abseits des Festes zerteilt und wir hatten ja den Hintereingang gewählt. Wie wir feststellten, war dem aber nicht so. Wir folgten dem steilen Weg hinauf zum Festgelände, doch das bereits gesehene war erst der Auftakt. Links und Rechts am Weg hackten die Leute eifrig in Schweinshälften. Vor uns und hinter uns drängten sich Menschen mit Blutverschmierten Körpern und weiteren Körperteilen geschultert an uns vorbei. Gute 2000 Gäste waren in einem Provisorischen Bambusdorf untergebracht, die teils mit mehr, teils mit weniger Interesse dem Massaker in der Mitte folgten. Hunderte Schweine lagen in der Gegend verstreut… Kaum auszumachen welche noch lebten, im sterben lagen oder bereits zerteilt wurden. Stundenlang wurden hier im Akkord Schweine angekarrt, markiert, gestapelt, beiläufig mit einem Herzstich getötet, ausgenommen, mit Bunsenbrennern enthaart und zerteilt - nicht notwendigerweise immer in dieser Reihenfolge. Die Absurdität des Spektakels lässt sich kaum in Worte fassen… Hier und da quiekten Schweine mit zusammengebundenen Füßen und tiefen Fleischwunden wie am Spieß, während andere gemütlich durch Berge von zerhackten Verwandten rüsselten.

Wir wurden eingeladen im Pavillon einer Familie der obersten Klasse Platz zu nehmen. Nach insgesamt einer guten halben Stunde mussten wir unseren Guide allerdings bitten, mit uns das Gelände zu verlassen, wir hatten genug gesehen. Zur Feier des Tages haute ich mir zum 10ten mal auf der Reise den Schädel an irgendwas viel zu niedrigem an, als ich mich bemühte an einem Schwein vorbeizusteigen, damit ich nicht von einem Bunsenbrenner mitenthaart würde.

Anschließend tingelten wir durch die recht knusprige Prärie von Tana Toraja, die durch die ausbleibende Regenzeit kaum meiner Erwartungshaltung gerecht werden konnte. Die Bauweise der traditionellen Häuser soll an ein Schiff erinnern.

Den Status der Familie kann man an der Anzahl der Büffelhörner an der Hausfront erkennen. Der weitere Tagesplan führte uns von einem Dorf ins nächste und von einer Grabstätte zur anderen. Babys werden hier niemals mit den anderen Erwachsenen begraben sondern in Bäumen. Dafür wird eine Einkerbung in den Baum geschlagen, die dem Baby ermöglicht stehend begraben zu werden.

Dem glauben nach nährt der Baum das Kind sodass es auch den Himmel erreichen kann. Höhlengräber mit uralten Särgen und Steingräber mit Mitgliedern der Königsfamilie standen auch noch am Programm. Überhaupt dreht sich hier alles nur ums sterben und darum, wieviele Büffel, Schweine und anderes Getier dafür abgeferkelt werden müssen. Will man eine Puppe zum Sarg stellen, die den Begrabenen repräsentieren soll, müssens mindestens 24 Büffel sein. Absurd. Der Umgang mit anderen Ressourcen wie Holz und Bambus ist kaum besser.

Irgendwann gegen 17:00 kamen wir um einige Erfahrungen reicher wieder zum Hotel zurück… kaum hingesetzt war ich schon in einem Meeting mit der Firma um ein paar wichtige Punkte durchzugehen. Anderthalb Stunden und 27 Emails und Tickets später konnte ich dann endlich die Segel streichen.

Den Samstag verbrachte ich zwischen Bett und Toilette, während Doris sich die Beerdigungszeremonie anschaute. Abermals wurden hunderte Schweine, ein paar Büffel und zur Feier des Tages ein Reh geopfert. Eine kleine Zeremonie. Den Nachmittag verbrachte das arme Mädchen damit von einer Weberei zur anderen gefahren zu werden. Sie musste sich mit Händen und Füßen dagegen wehren eingelullt zu werden, und 100 Tücher zu kaufen. Sie konnte widerstehen :)